Risikoreicher Handel mit CFD-Kontrakten
Der Handel mit CFDs ist mittlerweile zu einem beliebten Finanzinstrument für private, aber auch institutionelle Trader geworden, den neben auf CFD-Handel spezialisierte Online-Broker auch namhafte, internationale Banken anbieten.
CFDs (Contracts for Difference bzw. Differenzkontrakte) sind hochspekulativ und bergen ein hohes Handelsrisiko infolge gehebelter Finanzprodukte. Zwar können hohe Gewinne erzielt werden, genauso aber auch enorme Verluste. Eine Besonderheit ist die sogenannte Nachschusspflicht, die vom Trader im Verlustfall geleistet werden muss, auch wenn sein Trading-Konto kein ausreichendes Guthaben für den Ausgleich mehr aufweist und er die Ausgleichssumme anderweitig beschaffen muss.
Gewinne und Verluste ergeben sich im CFD-Handel aus der Differenz zwischen dem Einstands- und Ausstiegskurs des gehandelten Basiswertes. Während z.B. im Binäre Optionen-Handel nur der Einsatz für die Option bei falscher Vorhersage der Kursentwicklung verloren ist, können Verluste im Handel mit CFDs auch das sonstige Vermögen betreffen und weit über das Trading-Kontoguthaben hinausgehen, wenn heftige Kursbewegungen erfolgen. Nachschusspflichten sind unbegrenzt, so dass sie theoretisch auch das gesamte Vermögen des Traders betreffen können.
Profitieren können Trader im CFD-Handel nicht nur von steigenden, sondern auch von fallenden Kursen, während im klassischen Aktienhandel beim Verkauf des Wertes nach möglicherweise gefallenem Kurs nur ein Verlust erzielt wird, weil die Aktie vorher zu einem höheren Preis erworben wurde. Bei einem Kursverfall hat der Aktieninhaber immerhin noch einen positiven, echten Vermögenswert in der Hand. Auch wenn dieser am Ende nur noch einige Cent beträgt, ist „nur“ die Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem noch vorhandenen Wert verloren, während bei Verlusten im CFD-Handel ein Negativ-Saldo auf dem Trading-Konto entstehen kann, der ausgeglichen werden muss und grundsätzlich keine Vermögenswerte wie bei einem Wertpapier erworben werden. Wie der CFD-Handel funktioniert erfahren Sie in unserem Artikel „CFD-Handel“.
Mit geringen Kapitaleinsatz handeln Trader sogenannte CFD-Kontrakte. Dabei handelt es sich nicht um Einzelwerte, sondern um Kontrakte mit hohen Stückzahlen wie z.B. 100 Aktien je Kontrakt. Hierfür ist als Sicherheitsleistung (Margin) nur ein Bruchteil des tatsächlichen Ausgangswertes dieses Kontrakts nötig, die Differenz zwischen der vom Trader geleisteten Sicherheitsleistung und dem tatsächlichen Preis des CFD-Kontraktes stellt der Broker sozusagen als Darlehen zur Verfügung.
Je höher der Hebel, desto höher auch die mögliche Nachschusspflicht
CFD-Handel zeichnet sich durch die Hebelwirkung aus, die beträchtliche Renditen, aber auch ebenso beträchtliche Verlustrisiken gegen den Einsatz einer im Vergleich zum Gesamtwert der Position geringen Margin als Sicherheitsleistung ermöglicht. Die Margin beträgt nur einen Bruchteil als Prozentsatz des Ausgangswertes des CFD-Kontraktes, der aber in vollem Umfang zu seinem tatsächlichen Wert gehandelt wird.
Hebel errechnen sich aus dem prozentualen Marginsatz (zu hinterlegende Sicherheitsleistung bei Öffnen einer Position), d.h. 100/Marginsatz in % = Hebel. Bei einem Marginsatz von 1% beträgt der Hebel also 100, bei 2% 50 usw. Je geringer die Margin, desto höher der Hebel und das Risiko.
Einsteiger sollten sich unbedingt an niedrigen Hebeln orientieren, um das Handelsrisiko zu verringern. Geringe Hebel unter 1:100 sind für Anfänger geeignet, höhere Hebel werden aufgrund der höheren Renditechancen von erfahrenen Tradern und Profis bevorzugt. Niedrige, Einsteiger-freundliche Hebel von 1:50 bietet z.B. der Broker Plus500.
Margin Calls
Da sich der Hebel einer geöffneten CFD-Position aufgrund des Kursverlaufs ständig ändert, variiert auch der Marginsatz. Wird die erforderliche Mindest-Margin (Maintenance Margin) unterschritten, weil der Kurs des Handelswertes so weit gesunken ist, und ist kein verfügbares Guthaben mehr auf dem Trading-Konto, erhält der Trader einen Margin Call, d.h. eine Benachrichtigung über die Nachschusspflicht, um die Margin wieder auf den Mindestsatz zu erhöhen. Kommt er dem Margin Call nicht umgehend nach, wird die Position glattgestellt, also geschlossen, dann ist der „Close out-Level“ erreicht, den der Broker entsprechend in seinen AGB im Zusammenhang mit der Nachschusspflicht vorgibt. Gegebenenfalls können auch weitere offene Positionen im Ermessen des Brokers geschlossen werden, um die Forderung aus dem auf diese Weise aus gebundenen Margins freigemachten Kapital auszugleichen.
Anders sieht es aus, wenn kein Kapital mehr verfügbar ist und auch nicht aus anderen offenen Handelspositionen durch Schließung generiert werden kann. Ein besonders hohes Risiko stellen deshalb Kurslücken nach einem Wochenende oder längeren Unterbrechungen außerhalb der regulären Handelstage dar, wie z.B. Weihnachten, Neujahr etc. Kommt es während dieser handelsfreien Tage zu einem Kursverfall, z.B. infolge negativer Unternehmensnachrichten oder anderen wirtschaftlichen Ereignissen, bestehen bei Wiederaufnahme des Handels am nächsten Börsentag zum Teil erhebliche Kurslücken.
Verlieren z.B. Industrieaktien-Kontrakte im Wert von 10.000 EUR, für die 10% Margin (1.000 EUR) zu hinterlegen sind, während eines Wochenendes erheblich an Wert und starten am nächsten Börsentag mit 10% unter dem Schlusskurs am letzten Börsentag, bedeutet dies einen Verlust von 1.000 EUR für den gesamten Kontrakt, die Margin ist praktisch verloren. Es erfolgt seitens des Brokers ein Margin Call, dass eine Nachschusszahlung in dieser Höhe erforderlich ist. Ist kein ausreichendes Guthaben mehr auf dem Trading-Konto vorhanden, muss der Trader 1.000 EUR aus anderweitigem Vermögen umgehend einzahlen.
Gibt es auch Broker ohne Nachschusspflicht?
Mögliche Verluste können CFD-Trader also unter Umständen teuer zu stehen kommen und schrecken vor allem Anfänger und Einsteiger ab, die zunächst das Risiko nur schwer überschauen können und Angst vor Totalverlusten über das Trading-Kapital hinaus aufgrund ihrer Unerfahrenheit haben. Trotzdem müssen risikobewusste oder vorsichtige Trader nicht auf den Handel mit CFDs verzichten. Verschiedene Möglichkeiten schützen je nach Broker vor Nachschusspflichten oder begrenzen diese. Mit eingeschränkter oder ohne Nachschusspflicht lässt sich das Risikomanagement für CFD-Trader schon weitaus leichter betreiben.
Einige CFD-Broker haben z.B. das Broker-Modell Market Maker gewählt und verlangen keine Nachschusspflicht. D.h., der Broker legt den Kurs selbst fest und Trader handeln ausschließlich direkt gegen den Broker, nicht gegen den Markt. Kurse sind nicht identisch mit den aktuellen Börsenkursen der Handelswerte. Keine Nachschusspflicht besteht beispielsweise bei iFOREX oder Forexyard.
Weitere Möglichkeiten zur Risikominimierung
Es gibt jedoch noch weitere Möglichkeiten einer Risikominimierung, die eine Nachschusspflicht zumindest begrenzen können. Broker klären über diese Maßnahmen in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf, weshalb die Vereinbarung auf jeden Fall auch zu diesem wichtigen Punkt genau gelesen werden sollte, bevor Trader ein Konto eröffnen und eine Kapitalisierung vornehmen.
Abgesehen von den unterschiedlichen Nachschuss-Bedingungen der Broker sollten Trader jedoch auch selbst ihren Teil durch Augenmaß und überlegtes Handeln zur eigenen Risikominimierung und einem verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Kapital beitragen.
Risikominimierung durch ausgewählte Kontoarten – höhere Margin, geringeres Handelsrisiko
Einige Broker bieten unterschiedliche Kontoarten mit oder ohne Risikobegrenzung bezüglich der Nachschusspflicht an. Bei entsprechend hoher Margin von z.B. 20% ergeben sich bei Konten mit kostenloser Risikobegrenzung nur geringe Hebel, wie hier von 1:5. Kommt es dann zu einer Nachschusspflicht, wird diese vom Broker übernommen.
Eine Risikobegrenzung seitens des Brokers bezüglich der Nachschusspflicht gilt in aller Regel nur für private Trader. Institutionelle Kunden sind hiervon ausgenommen und müssen die Nachschusspflichten ohne Wenn und Aber leisten, hier sind die Handelsvolumina und somit auch die möglichen Nachschusszahlungen im Verlustfall weitaus höher.
Sicherheitsmechanismen seitens der CFD-Broker
Einige Broker begrenzen die Nachschusspflicht auf das bestehende Guthaben des Trading-Kontos oder nur bis zu einem bestimmten Betrag. Ist kein Guthaben mehr auf dem Konto vorhanden, werden offene Positionen automatisch geschlossen (glattgestellt). Eine automatische Schließung kann z.B. auch bei über Nacht gehaltenen Positionen erfolgen, wenn heftige Kurssprünge zu verzeichnen sind.
Garantierte Stop Loss-Order
Eine weitere Möglichkeit sind die sogenannten Stop Loss-Order. Bei einer garantierten Stop Loss-Order gibt der Trader einen festen Stop-Kurs ein, die Order wird dann zu exakt dem Preis ausgeführt, der mit der Stop Loss-Marke gesetzt wurde und nicht darüber bzw. darunter hinaus, je nach Kauf- oder Verkaufs-Order.
Broker bieten, jedoch nur auf ausgewählte Basiswerte, garantierte Stop Loss-Order gegen Gebühr an. Handelswerte mit hohem Absicherungsrisiko sind hiervon allerdings ausgenommen, da der Broker das Risiko bei dieser Form der Risikominimierung für den Trader übernimmt. Für welche Basiswerte eine Stop Loss-Order aufgegeben werden kann und wie hoch die Gebühr ist, ist beim jeweiligen Anbieter nachzulesen. Im Grunde handelt es sich hier um eine Versicherung, die gegen die jeweilige „Prämie“ (Gebühr) abgeschlossen wird. Stop Loss-Order bieten z.B. auch IG und CMC Markets an. Wird die Position vor Ausführung durch den Trader glattgestellt, erhält er bis zur Hälfte der entrichteten Gebühr von CMC Markets zurück.
Weitere Orderarten zur Risikobegrenzung
Limit-Order
Eine Limit-Order ist eine Kauf- oder Verkaufsorder zu einem vom Trader festgelegten oder günstigeren Kurs einer Position. Bei einem Kauf wird die Order zu dem festgelegten oder einem niedrigeren, also für den Trader günstigeren Kurs gekauft. Bei einem Verkauf zu dem festgelegten oder einem darüber liegenden Kurs.
Trailing Stop-Order
Eine Trailing Stop-Order ist eine Stop-Order einer offenen Handelsposition, in der der Trader die Entfernung zwischen Stop und dem aktuellen Marktkurs eingibt. Entwickelt sich der Marktkurs positiv nach oben, rückt die Stop-Order automatisch nach, entwickelt er sich negativ nach unten und damit zum Nachteil für den Trader, bildet der Stop die Marke, die während des weiteren Kursverlaufs nicht unterschritten werden soll.
CFD-Risikomanagement über das Demo-Konto lernen
Demo-Konten sollten generell mit allen Funktionen und Tools des Live-Kontos ausgestattet sein. Dazu gehören auch die Risikomanagement-Tools wie z.B. die o.g. Orderarten. Über das Demo-Konto handeln Trader risikofrei und können zunächst einmal testen, wieviel Kapital tatsächlich bei einem Verlust im Live-Handel verloren und wie hoch möglicherweise die Nachschusspflicht ausgefallen wäre, sofern der betreffende Broker diese in seinen Bedingungen vorsieht und keine Sicherheitsmechanismen eingebaut hat.
Kostenlose, zeitlich unbegrenzte Demo-Konten mit virtuellen Guthaben stellen z.B. JFD Brokers, Admiral Markets, CMC Markets, XM Broker, FxPro und iFOREX zur Verfügung.
Fazit zur Nachschusspflicht im CFD-Handel
Trader können durch verantwortungsbewusstes Risikomanagement und sorgfältige Broker-Auswahl das Risiko von Nachschusspflichten effektiv reduzieren. Demo-Konten helfen dabei, risikofrei und ohne Kapitaleinsatz CFD-Trading zu erlernen und die risikominimierenden Mechanismen sinnvoll einzusetzen, unabhängig davon, ob der gewählte Broker auf Nachschusspflichten besteht oder nicht.
Test und Bewertungen der TOP-Broker 2015
In unseren Erfahrungsberichten zu den TOP Brokern 2015 haben wir die Ergebnisse unserer unabhängigen Tests und Bewertungen ausführlich für Sie zusammengefasst. Sie finden neben Binäre Optionen-Brokern auch FX- und CFD-Broker mit und ohne Nachschusspflicht wie GKFX, CMC Markets, JFD Brokers, IG, FxFlat, FXPro, Markets.com, Forexyard, Dukascopy, Finexo, iFOREX und viele mehr.