Kinder und Jugendliche gehören zu den begehrten Zielgruppen von Konsummarken. Kleidung, Smartphones, Tablets, Computerspiele, Sportartikel – die Wunschlisten werden immer länger und teurer. Bis Weihnachten kann man nicht warten, das neue iPhone gibt es jetzt bei Apple, nicht erst im Dezember, und die Freundin hat es sogar schon, und zwar seit Wochen. Doch auch die Kleinen teilen ihre Wünsche nicht nur an der Supermarktkasse im Quengel-Modus mit.
Wie spricht man alters- und kindgerecht über Geld? Wie lernen Kinder den verantwortungsvollen Umgang mit Geld? Brauchen Kinder wirklich Taschengeld? Und wie geht man mit der nervenaufreibenden Situation um, wenn Großeltern sich wieder entgegen den eigenen Erziehungsmethoden zu großzügig zeigen? Oder wenn die Freunde & Freundinnen mehr Taschengeld oder ihre Wünsche schneller erfüllt bekommen?
Wie lernen Kinder den Umgang mit Geld?
Kinder und Jugendliche in Deutschland verfügen über ein vergleichsweise beachtliches Vermögen, durchschnittliche 6 Mrd. EUR, d.h. 626 EUR pro Kind, errechnet jüngst eine Verbraucheranalyse. Kein Wunder, dass die Werbung sich massiv über den leicht zu überzeugenden Nachwuchs hermacht, denn Eltern und Großeltern schießen für Anschaffungen und Konsum häufig noch Einiges dazu.
Den Umgang mit Geld lernen Kinder in erster Linie von ihren Eltern oder Bezugspersonen. Sie haben eine Vorbildfunktion, die sowohl positiv als auch negativ sein kann, und Kinder haben den ersten und engsten Bezug zum Geld zunächst zuhause. Zwar wird auch in der Grundschule das Thema Geld inzwischen aufgegriffen, beginnen zu lernen sollten Kinder den Umgang mit Geld aber schon vorher und bevor sie das erste eigene und frei verfügbare Taschengeld – in den meisten Fällen nach der Einschulung – erhalten.
Das Konsum- und Ausgabeverhalten der Eltern spielt bei der Vermittlung vom Geldumgang eine wesentliche Rolle. Ob viel oder wenig Geld vorhanden ist, können Kinder noch nicht einschätzen, etwas haben steht im Vordergrund. Was sie sehen, wollen sie besitzen. Werbung und Warenpräsentation machen das nicht gerade einfacher.
Sparsame und souverän finanziell haushaltende Eltern, gleichgültig, ob viel oder wenig Geld vorhanden ist, erziehen meist auch sparsame Kinder, die ihre kleinen oder größeren persönlichen Wünsche auch aufschieben können und verantwortungsvoll mit Geld umgehen. Lernen sollen sie vor allem, dass es auch Wünsche gibt, die nicht erfüllt werden können oder für die gespart werden muss – und sich nicht alles nur um materielle Wünsche dreht. Denn nicht alles kann man kaufen, wichtige und wertvolle Dinge des Lebens wie Zeit, Freundschaft, Gesundheit, Liebe sind nicht mit Geld zu bezahlen.
Schwierig wird es, wenn zuhause vorwiegend über Anschaffungen, materielle Wünsche und Besitz gesprochen wird oder Frustkäufe und Käufe aus Langeweile an der Tagesordnung sind. Kinder, deren Eltern keine Wertschätzung des Erworbenen und Vorhandenen vermitteln, sie nicht pflegen oder durch den Kauf von neueren, teureren oder moderneren materiellen Gegenständen laufend ersetzen, erziehen Verschwender und sehr materiell denkende junge Menschen. Geld spielt keine Rolle, es ist dazu da, ausgegeben zu werden.
Welche Logos der Lebensmittelmarken sich üblicherweise im heimischen Kühlschrank befinden oder wo der nächste Geldautomat ist, mit dessen Bargeld man anschließend einkaufen geht, wissen auch schon kleinere Kinder Dank Verknüpfung meistens sehr genau und relativ früh. Warum an der Tankstelle, im Restaurant oder im Geschäft nur eine Plastikkarte notwendig ist, jedoch nicht. Haben sie bereits gelernt, dass Bezahlen nötig ist, um etwas zu kaufen, assoziieren sie später, dass manche Dinge wohl nichts zu kosten scheinen.
Die permanente Herausforderung für Eltern: Mit Kindern einkaufen
Für Eltern ist es definitiv eine Herausforderung, auf kind- und altersgerechte Art zu erklären, wie das mit dem Geld funktioniert und dass man dafür in aller Regel arbeiten muss. Lauern doch praktisch überall potentielle Gefahren und noch mehr Konsumwünsche. Kleine Kinder können den Wert von Waren noch nicht einschätzen, ebenso wenig wie Geldscheine und -münzen. Sie verstehen auch noch nicht, dass Arbeit mit Geld entlohnt wird und nicht unbegrenzt verfügbar ist, um dafür etwas zu kaufen.
Für andere Kunden sind quengelnde, schreiende Kinder im vollen Supermarkt am Samstagvormittag oft zu Recht ein Graus, für manche Eltern peinlich, anderen offenbar völlig egal. Kinder grundsätzlich zuhause oder im Auto zu lassen ist aber genauso falsch, denn sie sollen lernen, wie man Dinge des täglichen Bedarfs einkauft, bezahlt und dass man der Reizüberflutung von Konsumwaren widerstehen können muss.
Wer den Vierjährigen mit in diverse Elektronik-Märkte schleppt, um sich einer stundenlangen Beratung über diverse Wäschetrockner-Modelle zu unterziehen, tut sich und dem Nachwuchs ziemlich sicher keinen Gefallen. Kürzere und entspannte Einkäufe beim Bäcker, Metzger oder Gemüsehändler und vielleicht hinterher ein gemeinsames Eis können durchaus hilfreich sein. Sie haben außerdem den Vorteil, dass Kinder lernen, wie Einkaufen komprimierter und auch persönlicher als langes Umherlaufen und der anonyme Griff ins Supermarktregal vonstattengeht.
„Finanzielle Früherziehung“ beginnt bereits im Kindergartenalter
Ein Einstieg in den Umgang mit Geld beginnt bei vielen Kindern im Kindergartenalter. Für viele Eltern ist es zwingend notwendig, das Kind in einem Kindergarten betreuen zu lassen, weil sie berufstätig sind und – sofern örtlich überhaupt vorhanden – ausschließlich Oma & Opa den sozialen Umgang mit anderen Kindern nicht ersetzen können. Eine gute Gelegenheit, dem Kind zu erklären, dass man mit der Arbeit während es im Kindergarten ist, das Geld verdient, was die Familie zum Wohnen, für Essen, Trinken, Kleidung usw. braucht. Schließlich macht auch die Erzieherin ihre Arbeit und bekommt Geld dafür.
Im Kindergarten bilden sich oft erste, feste Freundschaften zwischen Kindern. Sie laden sich gegenseitig zum Kindergeburtstag ein, lernen Leben und Umfeld des Anderen bei gegenseitigen Besuchen kennen und stellen Vergleiche an. Während Kleinkinder ihre Spielgefährten noch nicht nach arm oder reich auswählen, registrieren Kindergarten-Kinder, was der eine besitzt und der andere nicht.
Zeit, den Unterschied zwischen arm und reich zu erklären und dass nicht alle Menschen gleich viel Geld besitzen. Wenn man jedoch arbeiten kann, auf sein Geld jedoch gut aufpasst und es nicht für Dinge verschwendet, kann man meistens auch damit auskommen.
Taschengeld – Die erste eigene finanzielle Verantwortung
Taschengeld spielt beim Umgang mit Geld für Kinder eine wesentliche Rolle. Sie lernen, dass sie nur eine bestimmte Summe zur Verfügung haben, was und wie viel man damit kaufen kann, das Geld nur begrenzt ausreicht und sie keinen „Nachschlag“ erhalten vor dem nächsten Taschengeld-Termin. Eltern können diese Tatsache nutzen und vermitteln, dass es mit der Arbeit bei ihnen genauso ist bis sie das nächste Gehalt bekommen.
Allerdings sollten Eltern nicht vorschreiben, was Kinder von ihrem Taschengeld kaufen dürfen und was nicht. Es dient auch nicht der Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Essen und Trinken oder von sozialen Bedürfnissen wie der Finanzierung von Klassenfahrten. Erfahrungen beim ersten eigenen Umgang mit Geld sollten auch jüngere Kinder selbst machen. Dazu genügt anfangs ein Betrag von wenigen Cent. Entweder das Brausepulver oder 2 Lakritzschnecken. Wichtig ist, dass sie sich entscheiden müssen und erkennen können, dass sie für den Gegenwert des Brausepulvers stattdessen 2 Lakritzschnecken bekommen könnten, für beides zusammen die Summe aber nicht ausreicht. Dieser Prozess dauert einige Zeit, wenn der Wunsch nun mal Vater des Gedanken ist und Verzicht eigentlich nicht in Frage kommt. Sie müssen erst lernen, dass Waren einen verschiedenen Wert haben.
Altersgerechtes Taschengeld bis zum Teenageralter
Das erste Taschengeld sollte altersgerecht niedrig sein, damit der Nachwuchs nicht am nächsten Kiosk Süßigkeiten für 50 EUR aus dem Sparschwein kauft. Auch wenn der Kioskbesitzer das ablehnen müsste, weil das Kind noch nicht geschäftsfähig und die hohe Summe völlig unangemessen hoch ist, viele tun es trotzdem.
Anhaltspunkt für die Höhe des altersgerechten Taschengeldes können z.B. die Empfehlungen der Jugendämter oder von Kinderpädagogen in den einschlägigen Eltern- und Erziehungsratgebern sein.
Durch Sparen kann man sich größere Wünsche erfüllen
Unterstützen können Eltern ihre Kinder, indem sie ihnen erklären, dass man abwägen muss, was einem wirklich wichtig ist, von dem Taschengeld zu kaufen. Für größere Wünsche muss man sparen, kleinere Wünsche kann man sich vielleicht sofort erfüllen, aber dann bleibt nichts mehr übrig und auf den größeren muss man womöglich verzichten oder ihn aufschieben.
Kleinere Wünsche einschränken und einen Teil vom Taschengeld für den derzeit großen Traum sparen, ist eine gute Alternative. Handelt es sich im Verhältnis zum Taschengeld um vergleichsweise große Wünsche, die eine lange Sparzeit nötig machen, kann man gegebenenfalls auch vereinbaren, einen Teil bei Erreichen einer bestimmten Sparsumme als Rest dazuzugeben und die Sparzeit etwas abzukürzen. Das belohnt das Sparen wie die Zinsen bei der Bank.
Das Taschengeld selbst sollte jedoch nicht als Belohnung für bestimmtes Verhalten oder Leistungen herhalten oder als Strafe ein Taschengeldentzug erfolgen. Zu festen, regelmäßigen Zahlungsterminen, je nach Alter wöchentlich oder monatlich wegen der besseren Überschaubarkeit, dient es seinem Zweck, damit zu haushalten und über ein bestimmtes Budget selbstverantwortlich zu verfügen. „Bonuszahlungen“ kann es selbstverständlich zum Geburtstag, zu Weihnachten, Ostern oder ähnlichen Gelegenheiten geben.
Eigenes Geld dazuverdienen mit Ferien- & Aushilfsjobs für Jugendliche
Mit dem Alter wachsen auch die Wünsche und das Konsumangebot. Jugendliche möchten untereinander mithalten können und sind Werbung in Zeitschriften, Internet und TV noch mehr unterlegen als Kinder. Sie möchten immer mehr Dinge besitzen, die auch Erwachsene haben. Von Kosmetik, Markenbekleidung, Accessoires bis Technik ist alles dabei. Hinzu kommen aufwändigere und teurere Freizeitbeschäftigungen wie Reisen, Sport und Kulturangebote für Jugendliche.
Dann ist es sinnvoll, als Jugendlicher die Kosten gegebenenfalls ganz oder teilweise selbst zu übernehmen und für das Geld zu arbeiten. Mit Ferienjobs, Prospekte austragen, Hunde- und Babysitting oder – je nach Alter und Zeit neben der Schule – Aushilfejobs im Supermarkt oder anderen Geschäften lässt sich ein erheblicher Teil auch in Eigenleistung finanzieren.
Für Kinder jüngeren Alters sind die Möglichkeiten des Zusatzverdienstes weitestgehend begrenzt. Mit dem Hund des Nachbarn spazieren zu gehen bessert zwar das Taschengeld auf, gesetzlich haftet aber immer der Hundehalter, wenn das Tier – verschuldet oder unverschuldet – in einen Unfall verwickelt wird oder ihn verursacht, oder das Kind in eine gefährliche Situation bringt, der es nicht gewachsen ist. Die Verantwortung kann auf Kinder nicht übertragen werden, zudem haften ansonsten die Eltern für ihre Kinder. Hier sollten nur vergleichsweise einfache Aufgaben und Gefälligkeiten gegen geringes Entgelt wie kleine Besorgungen für Nachbarn o.ä. in Frage kommen. Nicht dazu zählen selbstverständliche Hilfe im Haushalt, Zimmer aufräumen oder den Hamsterkäfig saubermachen. Wer dafür als Eltern bezahlt, muss damit rechnen, dass der Nachwuchs demnächst keinen Handschlag mehr ohne Bezahlung macht.
Wie geht man am besten mit den teuren Wünschen von Jugendlichen um?
Neben Zusatzverdienstmöglichkeiten für Jugendliche kann man einige Schranken einbauen, damit die Wünsche und der Konsum nicht ins Grenzenlose steigen und jegliches realistische Gespür für die finanzielle Machbarkeit von Käufen und Anschaffungen verlorengeht. In aller Regel interessieren sich Jugendliche nicht für Verträge oder Vereinbarungen und solange sie minderjährig sind, zahlen die Eltern, ob sie wollen oder nicht.
Im Internet kann Vieles auf Rechnung bestellt werden, Smartphone-Rechnungen sind eine echte Kostenfalle, wenn laufend das Internet darüber genutzt wird und Unmengen Daten für Musik- und Fotodateien heruntergeladen werden. Abhilfe schaffen gesperrte Internetseiten bzw. ein eigener Account auf einem gemeinsam genutzten PC. Hohe Mobiltelefon-Rechnungen sind mit Prepaid-Karten Geschichte.
Ein klärendes und offenes Gespräch über eine mögliche Verschlechterung der finanziellen Familiensituation durch Arbeitslosigkeit, Krankheit oder andere einschneidende Ereignisse kann sowohl bei Kindern je nach Alter als auch bei Jugendlichen Wunder wirken und oft sind sie verständiger als viele Eltern denken. Relativ schmal ist aber der Grat, ob Eltern ihre Kinder mit ihren existenziellen Problemen belasten oder ihnen vernünftig erklären, dass man nun mehr auf den Euro achten muss und sich einige Dinge nicht mehr oder erst später wieder leisten kann. Kinder sind ganz klar keine Anlaufstelle für ernste Probleme der Eltern und sollten nicht als Vertraute missbraucht werden. Dafür sind Freunde, Verwandte, Schuldenberatung o.a. da.
Taschengeldfalle Großeltern
Viele Großeltern schenken gern und möchten ihren Enkeln eine Freude machen. Das hat nichts mit erkaufter Enkelliebe zu tun, ist aber auch nicht hilfreich, wenn es sich um immer wieder zugesteckte Geldgeschenke handelt, von denen die Eltern oft nichts wissen. Häufig sind diese Geldgeschenke unangemessen hoch und gerade bei jüngeren Kindern verfehlt es die Erziehung zum verantwortungsvollem Umgang mit Geld, weil immer wieder welches nachfolgt. Teenager können das in der Regel besser einschätzen, sollten aber nicht das Gefühl haben, die Großeltern sind die Bank, die immer geöffnet hat. Sie werden sonst möglicherweise auch später den Großeltern weiterhin auf der Tasche liegen.
Lässt sich im offenen Gespräch mit den Großeltern nichts erreichen und schlägt auch der Vorschlag fehl, das Geld für das Kind lieber direkt auf ein Ausbildungskonto einzuzahlen oder für spätere, größere Anschaffungen oder den Führerschein zu sparen, hilft nur das Gespräch mit dem Kind selbst. Damit es die Begriffe Sparen und Konto versteht, geht man bestenfalls gemeinsam zur Bank, zahlt das Geld bar auf ein Konto ein und erklärt den Vorgang. Das Kind soll verstehen, das Geld ist weder weg, noch gehört es jetzt den Eltern. Leider fällt es bei den aktuellen Niedrigzinsen schwer, bei der deprimierenden Wahrheit bezüglich der Zinsen zu bleiben. Es genügt deshalb sinngemäß, dass das Geld sich vermehrt, weil die Bank Sparen belohnt, wenn man ihr das Geld für eine Weile leiht.