Immer wieder wird betont, wie wichtig aktuelle Marktnachrichten für den Handel sind. Welche News sind aber überhaupt für die einzelnen Anlageklassen relevant und wo kann man sie getrost ignorieren? Klar, dass Unternehmensberichte Auswirkungen auf den Aktienkurs des Unternehmens haben, aber was ist mit Leitzinsen und Konjunkturdaten? Wirken sie sich immer unmittelbar auf die Märkte aus? Wie funktioniert News-Trading?
Dies und mehr über News-Trading und daraus resultierende Marktbewegungen erfahren Sie in unserem nachfolgenden Beitrag.
Wie funktioniert News-Trading?
Einige Broker stellen ihren Kunden nicht nur aktuelle Marktnachrichten über Reuters oder andere News-Anbieter zur Verfügung, sondern auch einen Wirtschaftskalender, in dem alle marktrelevanten Termine zur Veröffentlichung von Marktdaten, Unternehmensberichten und Konferenzen der Notenbanken enthalten sind.
Unterschiedlich sind die Auswirkungen dieser Veröffentlichungen. Sie lassen Marktbewegungen bereits vor dem jeweiligen Termin und natürlich auch danach erwarten, weil im Vorfeld bereits mit einem bestimmten Ergebnis oder einer Tendenz gerechnet wird. Trader berücksichtigen beim News-Trading die Ergebnisse oder Erwartungen bei ihren Handelsentscheidungen, je nach Relevanz für die jeweiligen Märkte.
Welche Nachrichten sind für das News-Trading relevant?
Für Märkte relevante Nachrichten sind vor allem:
- Unternehmensnachrichten (Hauptversammlungen, Bilanzpressekonferenzen, Ad hoc-Meldungen)
- Entscheidungen der Notenbanken (Leitzins-Entscheidungen)
- Konjunkturdaten (Inflationsrate, Geschäftsklima-Index usw.)
- Arbeitsmarkt-Daten
- Ratings (Standard & Poors, Fitch)
- Politische Entscheidungen (Sanktionen, Öffnung neuer Märkte etc.)
Wie wird News-Trading angewendet?
Trader haben zwei Möglichkeiten, um Nachrichten als Grundlage für ihre Handelsentscheidungen zu nutzen.
Die für den betreffenden Markt relevante Nachricht kann zum einen als möglichst genaue Marktprognose und Edie folgende Kursentwicklung nach oben oder unten und mit präzisen Stopps und Korridoren umgesetzt werden. Hier handelt es sich um eine reine Spekulation mit entsprechend hohem Risiko. Dazu ist darüber hinaus eine hinreichende Erfahrung mit News-Trading erforderlich.
Zum anderen kann aufgrund der News die Marktreaktion generell eingeschätzt werden. D.h. die Einschätzung ist unabhängig von der Richtung der Kursentwicklung, sondern setzt auf Volatilität (starke Kursschwankungen).
Kurz- & langfristige Strategien im News-Trading
News-Trading wird in erster Linie für kurzfristige Strategien im Handel genutzt. Das bedeutet, Trader versuchen bei einer Veröffentlichung von Nachrichten kurzfristige Marktimpulse gewinnbringend mitzunehmen, entweder durch einen hohen Kursgewinn oder durch möglichst viele kleine Gewinne und damit eine hohe Trefferquote.
News-Trading basiert auf Gewinnen aufgrund von enttäuschten oder übertroffenen Markterwartungen
Gewinne mit News-Trading können nur erzielt werden, wenn die News die gegenwärtigen Markterwartungen enttäuschen oder übertreffen. D.h. die Differenz zwischen den jeweiligen Markterwartungen und der tatsächlichen Marktreaktion ist die Spanne, in der sich der Gewinn erwirtschaften lässt. Das setzt voraus, dass der Händler sowohl die Markterwartungen als auch die mögliche Auswirkung der Nachrichten genau kennt bzw. ihr Ausmaß weitestgehend genau einschätzen kann.
Automatischen Handel ausschalten
Automatischer Handel über Expert Advisors (EA), der über die MetaTrader-Handelssoftware möglich ist, sollte beim News-Trading ausgeschaltet werden. Äußere Einflüsse werden für Handelssignale mit Hilfe von Indikatoren in der technischen Chartanalyse nicht berücksichtigt.
Die Nutzung der Handelssignale macht nur in einem sehr engen Zeitkorridor Sinn, wenn die Auswirkung von Nachrichten auf die Kursentwicklung bereits sichtbar bzw. noch nicht abgeschlossen ist. So lassen positive Nachrichten häufig einen Kurs kurzzeitig steigen, um dann wieder zu fallen. Diese Prognose können Indikatoren nicht bieten.
News-Trading mit Währungen (Forex)
Einflüsse auf Währungskurse sind zum einen auf die Stärke der Wirtschaft, das Bruttosozialprodukt, den Handel mit Wirtschaftsgütern, Im- und Export, Arbeitslosenzahlen, Verbraucherpreis-Index, die Inflationsrate usw. zurückzuführen. Aber auch Politik und Regierungspolitik sind maßgeblich daran beteiligt, wie z.B. in Großbritannien vor den Verhandlungen zum Brexit.
Im Währungshandel wirken sich vor allem (anstehende) Entscheidungen der Notenbanken wie z.B. der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-amerikanischen Federal Reserve Bank (Fed) auf die Kurse von EUR und USD aus.
Unterschiedliche Einflüsse auf „kleine“ Währungen
Am Beispiel des Schweizer Franken (CHF) wird aber deutlich, dass nicht nur Notenbank-Entscheidungen für den Währungshandel relevant sind. „Kleine“ Währungen unterliegen anderen Einflüssen und sind nicht so stark abhängig von der Zentralbank-Politik wie die „großen“ Währungen (Majors), z.B. EUR/USD in den großen Währungsräumen.
Um die Einflüsse auf den Kurs des CHF zu verstehen und zu beurteilen, sind entsprechende Marktkenntnisse über die Schweizer Wirtschaft und Finanzpolitik nötig. Die Schweizer Nationalbank weiß den Franken in positiver Weise durch eine konsequente Geldmarktpolitik zu handhaben, auch wenn sie nicht allein darauf Einfluss nimmt. Zwar ist auch die Schweiz wirtschaftlich mit dem Euroraum und Großbritannien stark verflochten, der Franken steht jedoch mit den beiden betreffenden Währungen in einer positiven Kolleration. Die Schweizer Wirtschaft unterliegt gewissen „Sonderbedingungen“, da die Produktion von Waren und Gütern in der Schweiz und damit die Preise sehr teuer sind, wodurch vergleichsweise wenig Export abgewickelt wird.
Relevante Indikatoren für Entscheidungen der großen Zentralbanken
Federal Reserve Bank (Fed)
Die US-amerikanische Fed ist die weltweit bedeutendste Zentralbank. Allein in rund 90% aller Devisentransaktionen ist der USD involviert. In den USA sind vor allem die Arbeitslosen-Zahlen von großer Bedeutung. Trader sollten vor allem diesen Indikator, der sich unmittelbar auf den USD auswirkt, im Auge behalten.
Die wichtigsten Indikatoren neben der Unemployment Rate (Arbeitslosen-Quote), auch Beige Book genannt, in den USA sind:
- CPI (Consumer Price Index) = Verbraucherpreis-Index
- GDP (Gross Domestic Product) = Bruttoinlandsprodukt
- DGO (Durable Goods Orders) = Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter
- Retail Sales = Einzelhandelsumsatz
Bank of Japan (BoJ)
Die Bank of Japan ist für die geldpolitischen Maßnahmen zur Sicherung der Preisstabilität zuständig. Die wichtigsten Indikatoren in Japan sind:
- Tankan-Report = Quartalsweiser Bericht über die Ist-Situation und Erwartungen der japanischen Unternehmen für das nächste Quartalsweiser
- Monatliche Sitzungsergebnisse des geldpolitischen Rates
- Japanische Leistungsbilanz
Beide Zentralbanken verfolgen eine lockere Geldmarktpolitik und schwemmen billiges Geld in die Märkte. Mit der Folge, das mit billigem Geld auf Null- und Negativzins-Niveau übermäßige Investitionen und Spekulationen erfolgen, die sogenannte Blasen verursachen. Japan verfolgt diese umstrittene Geldmarktpolitik bereits seit über 25 Jahren, was eine hohe Staatsverschuldung und sinkende Löhne verursacht, andererseits aber bisher eine für die Wirtschaft schädliche Deflation verhindert hat.
Ausführliche Informationen zur EZB-Niedrigzinspolitik und die Auswirkungen auf den Euroraum und die globale Wirtschaft finden Sie in unserem Artikel Welche Konsequenzen hat die EZB-Niedrigzinspolitik auf Privatanleger.
News-Trading mit CFDs
Beim Handel mit CFDs eignet sich News-Trading vor allem für CFDs auf Aktien oder Indizes. Unternehmensnachrichten und Konjunkturdaten zählen zu den wichtigsten News, die sich auf deren Kursentwicklung auswirken.
Sowohl im Forex- als auch CFD-Handel kann es zu durch den Broker erweiterten Spreads und veränderten Hebeln kommen, wenn eine erwartete Nachricht voraussichtlich den Kurs stark beeinflussen wird bzw. kann. Das war beispielsweise anlässlich des Referendums in Griechenland in 2015 der Fall.
Rohstoffe zeigen eine wenn nur geringe, unmittelbare Kursreaktion infolge von Nachrichten, da es sich um Assets handelt, deren Kursentwicklung von den übrigen Märkten weitestgehend unabhängig ist. Entweder setzt diese zeitverzögert ein oder erfolgt gar nicht bzw. lässt sie sich nicht mehr aus einer Nachricht ableiten, die Wochen oder Monate zuvor erfolgte.
Funktioniert News-Trading auch mit Binären Optionen?
Prinzipiell eignet sich News-Trading auch für Binäre Optionen. Das gilt insbesondere für High Yield-Optionen, wie One Touch oder auch Range. Bei Touch-Optionen geht der Trader von einer starken Volatilität aus, so dass die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die One Touch-Marke während der Laufzeit einmal erreicht wird. Bei Range-Optionen, auch vereinzelt Grenze genannt, geht der Trader davon aus, dass sich der Kursverlauf innerhalb des gesetzten Kurskorridors verläuft.
Ein Nachteil Binärer Optionen ist, dass es sich bei den Brokern durchweg um Market Maker handelt, die bei der Kursstellung weitestgehend unabhängig sind, so dass sie sich nicht an die Börsenkurse halten müssen und damit ein „flacherer“ Kursverlauf möglich ist.
Kann man mit News-Trading höhere Gewinne erzielen?
Realistische Gewinne lassen sich auch mit News-Trading schwer vorhersagen. Bei Hebelprodukten wie Forex und CFDs hängt die Höhe des Gewinns von der Hebelwirkung ab, wie stark die Verlustbegrenzung vom Trader optimiert wurde und wie hoch seine Trefferquote ist.
Im Aktienhandel neigen viele Anleger dazu, unüberlegt zu verkaufen, wenn negative Unternehmensnachrichten veröffentlicht werden, obwohl es sich bei Wertpapieren um langfristige Investitionen handelt. Doch viele Probleme der Unternehmen kommen auch erst spät bzw. in einem Umfang ans Licht, dessen weitreichende Konsequenzen für Anleger gar nicht absehbar waren. Beispielhaft sind hier die sich selbst zerlegende Deutsche Bank und VW nach Bekanntwerden der Abgas-Affäre.
Sehr hohe Gewinne sind mit News-Trading allerdings selten. Man kann bei der Erfüllung der o.g. Voraussetzungen vor allem mit vielen kleinen Gewinnen rechnen, denn wirklich „einschlagende“ News wie das völlig unerwartete Ergebnis des Brexit-Referendums in Großbritannien und die unmittelbare Reaktion der Märkte sind sehr selten.
Fazit zu News-Trading
News-Trading bezeichnet den Handel mit Kapitalmarktprodukten, in den aktuelle Marktnachrichten und ihre Auswirkungen auf den Markt und damit der Kursentwicklung einbezogen werden. Sie lassen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Reaktion der Märkte erwarten. Markterwartungen nach Veröffentlichungen können übertroffen oder enttäuscht werden und sind zeitlich eingrenz- und planbar. Sehr plötzliche und unerwartete, und deshalb meist negative News, die glücklicherweise relativ selten sind, sind für die News-Trading Strategie jedoch kaum geeignet, weil nicht genügend Zeit für eine adäquate Reaktion des Traders zur Verfügung steht.
Marktrelevante Nachrichten können für sehr erfahrene Trader mit spekulativer Handelsausrichtung als vergleichsweise präzise Prognose auf den Kursverlauf dienen, so dass sie relativ genaue Stopp-Marken oder Kurskorridore bestimmen können. Diese Art von News-Trading ist allerdings höchst risikoreich.
Eine einfachere Anwendung der News-Trading Strategie ist das Ausmaß der Marktreaktion, gleichgültig, ob der Kurs nach oben oder unten ausschlägt. Der Trader setzt in diesem Fall auf eine hohe Votalität des Kurses mit starken Kursschwankungen infolge der Nachricht.
Weitere Merkmale der Strategie sind die kurz- oder langfristige Ausrichtung. Bei der kurzfristigen Variante geht der Trader von Marktimpulsen aus, die sich unmittelbar oder sehr zeitnah auf den Kurs auswirken. Durch hohe Kursgewinne oder viele kleine Gewinne bei hoher Trefferquote lassen sich hier kurzfristig Gewinne generieren, die bei „normalem“ Kursverlauf ohne den Einfluss von Marktnachrichten nicht oder nur für sehr erfahrene Trader mit umfangreichem Strategiekenntnissen erzielbar sind.
Bei der langfristigen News-Trading Strategie erfolgt eine Handelsentscheidung zwar ebenfalls kurzfristig, der Händler setzt aber auf einen erst später erzielbaren Gewinn. Das ist z.B. der Fall, wenn er aktuell unterbewertete Aktien kauft und davon ausgeht, dass diese sich langfristig wieder erholen, sobald die Marktnachricht keinen Einfluss mehr auf die Geschäftsentwicklung des Unternehmens hat.
News-Trading sollte man nicht überbewerten. Nicht jede Nachricht hat tatsächlichen oder mittelfristigen Einfluss auf den Markt. So sinken häufig kurzfristig die Werte von Airline-Aktien, sobald der Rohstoff-Preis für Öl merklich steigt, weil dies die Kosten für Kerosin erhöht, Flüge verteuert, deshalb Passagierzahlen sinken usw. Diese Kettenreaktionen bleiben jedoch meistens aus, weil die Unternehmen in ihrer Geschäftsplanung diese Eventualitäten durchaus berücksichtigen.
Eine Airline erleidet in der Regel keinen Einbruch des Geschäfts wegen steigender Ölpreise. Am Beispiel der Malaysia Airlines zeigt sich, dass es vielmehr zu existenziellen Schwierigkeiten durch Unglücke und deren Folgen kommen kann, wenn sich diese in einem relativ kurzen Zeitraum ereignen und extrem hohe Kosten und enormen Imageschaden verursachen. So musste die Fluggesellschaft staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, nachdem in kurzer Zeit sowohl eine Maschine verschollen ist als auch eine weitere über Kriegsgebiet abgeschossen wurde. Zum einen verursachte die Suche nach MH370 die bisher höchsten Kosten nach einem Unglück in der Luftfahrtgeschichte, zum anderen wollte zunächst kein Passagier mehr mit Malaysia Airlines fliegen.
Diese Folgen sind allerdings mittelfristig zu sehen und Nachrichten über Flugzeugabstürze haben nur einen kurzfristigen Einfluss auf den Kurs der Fluggesellschaften. Verluste von Maschinen allein verursachen bei großen Airlines keine signifikanten Folgen in der Bilanz. Das ist anders bei Gesellschaften mit kleiner Flotte, die aber nicht börsennotiert sind.
Um Nachrichten richtig einzuschätzen und adäquate Handelsentscheidungen zu treffen, ist hinreichende Erfahrung nötig. Wer sich mit der Strategie des News-Trading beschäftigen möchte, sollte für den Einstieg das Demo-Konto nutzen, um sein Handelsverhalten und die Kursentwicklung infolge von marktrelevanten News ausgiebig und risikofrei zu testen.
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