Ein passives Einkommen ist wohl der Traum vieler Menschen. Das Geld kommt von allein, ohne dass man dafür etwas tun muss und man hat Zeit für andere Dinge, die man vielleicht viel lieber macht als arbeiten. Doch bis ein passives Einkommen überhaupt möglich ist, steckt auch hier zunächst eine Investition in Form von Geld, Arbeit und Zeit dahinter. Für Mieteinnahmen ist Besitz, Anschaffung und Instandhaltung nötig, Zinseinkünfte gibt es nur dann, wenn man Vermögen investiert und Dividenden zahlen nur Unternehmen, die selbst erfolgreich wirtschaften.
Womit kann man ein passives Einkommen erzielen? Welche Möglichkeiten gibt es? Wie hoch ist das Risiko?
In unserem Beitrag erfahren Sie, wie Sie ein passives Einkommen generieren können und was Sie dabei beachten müssen.
Was ist passives Einkommen?
Als passives Einkommen oder passiven Geldfluss bezeichnet man Einkünfte, für die keine Gegenleistung in Form von Arbeit gegen Gehalt und auch kein Zeitaufwand notwendig ist, wie man ihn für einen konventionellen Beruf aufbringen muss. Ein weiteres Merkmal passiven Einkommens ist, dass es nicht nur für einen bestimmten Zeitraum wie z.B. 8 Stunden Arbeit fließt, sondern praktisch rund um die Uhr. Gleichgültig, was man während dieser Zeit auch immer sonst tut.
Passives Einkommen wird meist neben dem Hauptberuf generiert, um ein Zusatzeinkommen und damit Vermögen oder ein 2. Standbein aufzubauen. Für zusätzliche Einkünfte gibt es vielfältige Möglichkeiten. Hierzu zählen neben der Werbeplatzierung auf stark frequentierten Webseiten und damit erzielten Werbeeinnahmen und vielen anderen Einnahmequellen im Internet oder Mieteinnahmen aus Immobilien vor allem Einkünfte aus Investitionen, wie z.B. Unternehmensbeteiligungen in Private Equity oder Venture Capital, Aktien, Alternative Investments und andere Geldanlagen. Aus Zinsen, Dividenden und Verkäufen werden Einnahmen erzielt, für die keine Arbeitsleistung im herkömmlichen Sinne notwendig ist.
Was sind die Voraussetzungen für ein passives Einkommen?
Um ein passives Einkommen durch Zinsen, Dividenden und Verkaufserträgen zu erzielen, ist Kapital erforderlich, welches zuvor investiert wird. Dieses Kapital sollte auf keinen Fall auf einem Schuldenberg gebaut sein, z.B. durch Kreditaufnahme, sondern frei verfügbar sein. Wer sein passives Einkommen nutzt, um selbst Kreditzinsen und Raten zu tilgen, dreht sich lediglich im Kreis und kann bei Wegbrechen des passiven Einkommens schlimmstenfalls in die Schuldenfalle geraten. Sind Altschulden vorhanden, sollte zuvor eine Schuldenbereinigung erfolgen.
Gerade zu Beginn wird die Höhe des passiven Einkommens wahrscheinlich noch recht gering sein, gegebenenfalls sind auch Nachbesserungen nötig. Es ist nicht so einfach, Geld für sich arbeiten zu lassen, sonst würden wohl viele Menschen ausschließlich auf passiven Geldfluss setzen.
Welche Investitions- und Einnahmemöglichkeiten gibt es?
Traditionelle Sparanlagen – Geringe Zinsen auf Festgeld & Co.
Während die traditionellen Sparanlagen mit festen Zinsen wie Tages- und Festgeld und Sparbuch in der Vergangenheit als „sichere Bank“ galten, bringen diese als sicher geltenden Geldanlagen infolge der langfristig ausgerichteten EZB-Niedrigzinspolitik kaum bis gar keine Erträge.
Inzwischen gehen immer mehr Kreditinstitute trotz aller vorherigen Versprechen dazu über, ihre Kunden mit zusätzlichen Gebührenerhöhungen oder der Streichung kostenloser Giro- und Sparkonten zu belasten. Passive Einkommen lassen sich hier also derzeit nicht erzielen, im Gegenteil, der Bankkunde zahlt sogar noch drauf.
Etwas besser stehen – zumindest bisher – die Kunden der deutschen Direktbanken da. Durch die eingesparten Beratungsleistungen gegenüber den Filialbanken sind sie noch in der Lage, die Kosten weitestgehend niedrig zu halten und immerhin noch minimale Zinssätze auf Sparkonten und Festgeldanlagen von bis zu 1% p.a. aufzurufen.
Zinsen & Dividenden – Regelmäßige Einnahmen aus Wertpapieren
Voraussetzung für die Einnahme von Zinsen und Dividenden ist die vorherige Investition von vorhandenem Kapital. Das Kapital kann an der Börse in Wertpapiere wie z.B. Aktien, Anleihen, Fonds oder ETFs (Exchange Traded Funds) investiert werden. Bei Aktien und Anleihen handelt es sich um direkte Investitionen in börsennotierte Einzelunternehmen, bei Fonds oder ETFs in viele unterschiedliche Unternehmen.
Kapital ansparen oder monatlich geringe Beträge investieren
Ist das dafür benötigte Kapital nicht vorhanden, lohnt sich ein Ansparen des Investitionsbetrages. Auch aus kleinen Beträgen wie z.B. einer monatlichen Investition in Fonds oder ETFs als günstiger Sparplan können vergleichsweise beachtliche Vermögenszuwächse entstehen. Sparpläne für ETFs sind bereits ab einer monatlichen Einlage von 10 EUR erhältlich.
Direkte Investitionen in Aktien & Unternehmensanleihen
Direkte Investitionen in Aktien oder Unternehmensanleihen sind zwar risikoreicher, bei solide arbeitenden Börsenunternehmen und zuverlässigen Anleihe-Schuldnern verringert sich jedoch auch das Verlustrisiko. Eine Alternative zu Unternehmensanleihen sind die sicheren Bundesanleihen oder andere konservative Geldanlagen mit festem Zinssatz, wie z.B. Festgeld. Wichtig ist die sorgfältige Auswahl, eine möglichst breite Risikostreuung und gegebenenfalls zuvor eine umfassende Beratung.
Wer die langfristige Buy-and-hold-Strategie und möglichst regelmäßige Dividenden bevorzugt, statt auf Spekulation und kurzfristige Gewinne durch Aktienverkauf zu setzen, sollte sich nach Unternehmen umsehen, die über einen langen Zeitraum relativ zuverlässig Dividenden an ihre Aktionäre ausgezahlt haben. Bei deutschen Aktien ist dies weniger der Fall, im US-Aktienmarkt finden sich mehr Aktienwerte mit der notwendigen Performance.
Fonds & ETFs – Risikostreuung inklusive
Bei Fonds und ETFs ist die Risikostreuung quasi bereits vorhanden. Durch die Vielzahl der verschiedenen Unternehmen in unterschiedlicher Gewichtung, die in einem traditionellen Fonds oder einem ETF enthalten sind, können Verluste im Gegensatz zu Einzelaktien leichter ausgeglichen werden.
Ein wesentliches Kriterium für die Entscheidung zwischen gemanagtem Fonds und ETF sind die für den Anleger entstehenden Kosten. Während für die gemanagten Fonds der Fondsgesellschaften und Banken höhere Gebühren fällig sind, weil Fondsmanager diese Fonds laufend betreuen und durch Umschichtung des Portfolios optimieren, handelt es sich bei ETFs um die oft weit kostengünstigere Variante.
Was sind ETFs und wie hoch sind die Gebühren?
Ein ETF kopiert einen Index, wie beispielsweise den deutschen DAX mit den 30 größten deutschen Börsenunternehmen, in einen Anlagefonds und bildet ihn 1:1 nach. ETFs sind börsennotiert und nicht sparplangebundene ETFs können jederzeit am Markt ge- oder verkauft, aber auch langfristig gehalten werden. Im Gegensatz zu den aktiven (gemanagten) Fonds handelt es sich bei ETFs um passive Fonds, die keinen Fondsmanager benötigen und deshalb nur geringe Verwaltungskosten (Gebühren) verursachen. Die Gebühren betragen durchschnittlich bis zu etwa 0,2% p.a., während für aktive Fonds die Gebühr bei 2% p.a. oder auch mehr liegen kann.
ETFs sind bei zahlreichen Online-Brokern handelbar, u.a. bei flatex, der DAB Bank oder der Targobank.
Alternative Investments – Alternativen zu traditionellen Geldanlagen
Als Alternative Investments bezeichnet man alle Anlageformen jenseits der klassischen, auch traditionell genannten Geldanlagen wie Tages- und Festgeld, Sparbuch, Aktien, Anleihen, Fonds (ausgenommen Alternative Investment-Fonds) usw., welche in erster Linie über Banken erhältlich sind.
Zu den Alternativen Investments gehören nach allgemeiner Definition Hedgefonds, Venture Capital & Private Equity, Infrastruktur, Immobilien, Rohstoffe, Managed Futures/CTAs (Investitionen in Geldmarktprodukte/Derivate über Vermögensverwalter) und Andere (z.B. Kunst, Sport, Antiquitäten, Oldtimer, Sammlungen, Wein usw.).
Direkte & indirekte Beteiligungen an nicht börsennotieren Unternehmen - Rendite & Erträge
Für Privatanleger besteht sowohl die Möglichkeit, sich direkt oder indirekt an nicht börsennotierten Unternehmen durch Einbringung von Eigenkapital zu beteiligen. Dazu ist meist ein höheres Kapital nötig als für Aktieninvestments oder andere über die Börse handelbare Finanzinstrumente.
Direkte Unternehmensbeteiligungen – Private Equity & Venture Capital
Private Equity (PE) bezeichnet das private Beteiligungskapital, mit dem ein Beteiligungsunternehmen oder privater Investor Anteile an einem nicht börsennotierten Unternehmen erwirbt. Im Gegensatz zum Venture Capital (VC), mit dem junge, innovative Unternehmen, sogenannte Start-ups, während der (Vor-) Gründungs- oder Expansionsphase fremdfinanziert werden, handelt es sich bei Private Equity um etablierte Unternehmen.
Vorrangiges Ziel von Private Equity- & Venture Capital-Investoren ist es, die Unternehmensanteile zu einem höheren Wert als beim seinerzeitigen Erwerb gewinnbringend zu verkaufen, während sie bis zu diesem Zeitpunkt für die Dauer der Beteiligung erfolgsabhängige Renditen erhalten.
Private Kapitalgeber und Beteiligungsgesellschaften gehen im Regelfall eine Beteiligungsdauer an dem Unternehmen zwischen 4-7 Jahren ein. Nach Ablauf dieses Zeitraums folgt der Exit (Ausstieg aus der Beteiligung), der je nach vertraglichen Vereinbarungen und/oder Unternehmenssituation unter Anwendung der verschiedenen Exit-Strategien umgesetzt wird. Das kann ein dann folgender Börsengang sein, der Anteilsrückkauf durch das Unternehmen, der Anteilsverkauf an einen anderen Gesellschafter usw.
Indirekte Unternehmensbeteiligungen über Private Equity-Gesellschaften & deren Vehikel
Durch indirekte Unternehmensbeteiligungen über Vehikel eines börsennotierten Private Equity-Fonds (Listed Private Equity) lässt sich wie bei einem traditionellen Fonds das Risiko für Anleger in nicht börsennotierte Unternehmen besser streuen. Denn bei einer direkten Unternehmensbeteiligung gehen sie auch ein unternehmerisches Risiko als Gesellschafter ein und tragen Verluste oder gar eine Liquidation infolge von Insolvenz selbst mit. Bei direkter Beteiligung ist somit umso mehr das Risiko eines Totalverlustes gegeben.
Die Private Equity-Gesellschaft wirbt das Fondskapital von den Anlegern zur Investition von Beteiligungskapital ein. Anleger können über die Börse in dort gelistete Vehikel in Fonds bzw. in Unternehmen investieren und hohe Renditen aber natürlich auch Verluste erzielen. Private Equity-Fonds haben den Vorteil, dass Anleger nicht wie bei der direkten Einlage in den Fonds zeitlich an ihre Investition gebunden sind bis die Beteiligungsgesellschaft das Unternehmen nach etwa 4-7 Jahren verkauft oder eine Börsennotierung des Unternehmens folgt, sondern sie können ihre Anteile jederzeit über die Börse wieder verkaufen. Auch Managementgebühren und Mindestanlage sind weitaus geringer bei den Börsenprodukten.
Für Unternehmensbeteiligungen – direkt oder indirekt – sind vergleichsweise hohe finanzielle Investitionen erforderlich. Geraten Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage, sind bei direkten Beteiligungen gegebenenfalls auch weitere Kapital-Nachschüsse notwendig, um Illiquidität oder Insolvenz abzuwenden.
Fazit zum passiven Einkommen
Passives Einkommen eignet sich aufgrund der zumindest zu Beginn oft relativ geringen Einkünfte als zusätzliches Einkommen neben dem Hauptberuf. Für diese Einkünfte ist keine berufliche Tätigkeit erforderlich, die mit Gehalt oder Lohn bezahlt werden. Der Zeitaufwand sollte möglichst gering sein. Möglichkeiten gibt es zwar viele und im Internet wimmelt es nur so von Tipps, wie man viel Geld verdienen kann, ohne etwas dafür zu tun zu müssen, doch ist das nur selten auch nur ansatzweise seriös.
Investierbares Vermögen sollte frei verfügbar sein, nicht geliehen oder gar durch Aufnahme eines Konsumentenkredites zu hohen Zinsen von der Bank finanziert. Wer ein passives Einkommen erzielen möchte, sollte sich auch zunächst von eventuell bestehenden Verbindlichkeiten oder Altschulden befreien. Der persönliche Finanzstatus sollte also weitestgehend „clean“ aussehen.
In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Ratschlägen kreativer Tippgeber auch gar nicht um ein wirklich passives Einkommen. Wer als Selbstversorger aus den Erträgen im eigenen Garten leben will, hat jede Menge Arbeit und muss zunächst einmal über ein geeignetes Grundstück verfügen. Mit passivem Einkommen hat das nicht im Entferntesten zu tun.
Um passives Einkommen aus finanziellen Investitionen zu erzielen, muss zunächst genügend Kapital vorhanden sein. Ist das nicht der Fall, können Sparpläne auf ETFs auch für niedrige, monatliche Beiträge eine Alternative darstellen. ETFs eignen sich als Finanzinstrument insbesondere deshalb, weil sie gegenüber aktiven Fonds, die von Fondsmanagern gemanagt werden, weitaus weniger Gebühren verursachen.
Zudem befinden sich im ETF immer zu 100% die Werte, die im kopierten Index enthalten sind, z.B. im DAX. Bei gemanagten Fonds ändert sich die Zusammensetzung durch Umschichtung der Werte im Portfolio. Die optimale Zusammensetzung wird es auch hier nicht geben, Fondsmanager sind nicht besser als der Markt.
Weitere Möglichkeiten, um von Zinsen und Dividenden zu profitieren, sind Einzelaktien oder Unternehmensanleihen. Wertpapiere sollten jedoch immer sorgfältig ausgewählt und dabei auch auf eine angemessene Risikostreuung geachtet werden. Wer ein großes Einzelaktien-Paket kauft, geht ein hohes Risiko ein. Verluste können dann von anderen Aktien, die Kursgewinne verzeichnen, nicht ausgeglichen werden. Auch wer sich auf nur eine Branche oder einen Markt konzentriert, investiert auf Kosten der Risikobegrenzung.
Ist ausreichend Kapital vorhanden, sind vielleicht auch direkte oder indirekte Unternehmensbeteiligungen als Eigenkapitalfinanzierung eine Alternative. Die sogenannten Alternativen Investments bieten eine hohe Spannbreite an Investitionsmöglichkeiten. Hierzu gehören beispielsweise auch Hedgefonds, Investments in Kunst und Kultur, Sport oder grünen Energien. Auch hier ist jedoch ausreichend investierbares Vermögen erforderlich.
Wenig bis kein passives Einkommen lässt sich derzeit mit den traditionellen Sparanlagen wie Tages- und Festgeld, Sparbuch, Bausparverträge & Co. erzielen. Die Niedrigzinspolitik der EZB verharrt weiter auf Nullzins-Niveau und ist zudem langfristig ausgerichtet. Bis 2020 sieht es den Prognosen zufolge bezüglich der Zinsen wenig positiv aus. Die EZB will zudem einen Anstieg der Inflationsrate von 2% erreichen, wohin es noch ein weiter Weg ist.
Berücksichtigen sollte man aber bei jeder Art von Einkünften, dass in Deutschland darauf Steuern fällig sind, gleich ob diese aus beruflicher Tätigkeit gegen Entgelt oder aus passiven Einkommen bestehen. Außer Lottogewinne sind Einkünfte nicht steuerfrei. Für Gewinne aus Finanzgeschäften, wie z.B. die o.g. Aktien wird Abgeltungssteuer aus Kapitalerträgen fällig, die bei deutschen Banken und Brokern direkt an die Finanzbehörden abgeführt wird. Alle anderen Einkünfte muss der Steuerpflichtige in seiner Einkommenssteuererklärung angeben.
Ein passives Einkommen ist in den meisten Fällen nur in kleinen Schritten zu erreichen und braucht Zeit. Zuvor ist durchaus Arbeits-, Zeit- und finanzieller Aufwand nötig. In welchem Umfang, hängt von der Art der Einkünfte ab. Wer im Monat später etwa 50 oder 100 EUR netto erzielen kann, ohne später etwas dafür tun zu müssen, verdient bereits viel dazu.